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megacycle
Guest
Nachdem ich mir kürzlich endlich ein zweites IC-F4029SDR gekauft habe, hatte ich nun etwas Zeit zum Spielen und kann ein paar Fragen beantworten, die ich mir zuvor selbst gestellt hatte. Möglicherweise hilft das ja noch jemand Anderem. :mrgreen:
Schöne Detailfotos gibts bereits hier im Shop und die Bedienungsanleitung findet sich ebenfalls dort.
Was man dort aber nicht erkennt:
Wie groß ist das Gerät denn nun?
Klar, die Maße stehen überall, aber im Vergleich zu anderen Funkgeräten kann man sich das besser vorstellen.
Warum sind die PMR-Kanäle so komisch durcheinander programmiert?
Die Reihenfolge und CTCSS/DCS sind jedoch tatsächlich nicht beliebig gewählt:
Zone 1: ICOM-Standard wie IC-F25SR/F22SR
Zone 2: Kenwood-Standard wie TK-3201/3301, jedoch mit Fehler [1]
Zone 3: PMR446-Kanäle 1-8 der Reihe nach, mit ebenfalls der Reihe nach aufsteigenden PL-Tönen.
Zone 4: dPMR446-Kanäle 1-16 der Reihe nach mit "zufälligen" Common IDs
[1] Hier sind bei Kanal 15/16 die Frequenzen vertauscht, DPL ist aber unverändert, weshalb IC-F4029SDR <-> TK-3x01 auf diesen beiden Kanälen nicht funktioniert. Bei Kenwood sind die PMR446-Kanäle auf den Speicherplätzen 1-8 und 9-16 jeweils in der Reihenfolge 1-8-3-6-4-2-7-5 mit "zufälligen" PL/DPL abgelegt - dachte ICOM jedenfalls. Tatsächlich hatte das TK-3101 damals ab Werk nur 15 Speicherplätze, da auf Kanal 16 die Scanfunktion lag. Bei diesem Gerät galt zwar für Speicher 1-8 o.g. Reihenfolge, bei 9-15 fiel aber PMR446-Kanal 7 raus. Beim TK-3201/3301 wurde der Scan verworfen und die 7 hielt wieder Einzug, diesmal aber auf Speicher 16. Das hat der Codeplug-Praktikant bei ICOM verpennt. Trotzdem lieb gemeint, da man das 4029 so ohne größeren Stress in bestehende (unveränderte) Kenwood-Flotten integrieren kann.
Wie sieht es nun mit der „Abhörsicherheit“ aus?
Grundsätzlich gilt natürlich wie immer: Was nicht verschlüsselt ist, ist nicht abhörsicher.
Allerdings gibt es in diesem Falle zwei Faktoren, die das Mithören zumindest erschweren:
a) Außer dem IC-F4029SDR scheint es bisher kein Gerät zu geben, in dem die ETSI TS 102 490 mit AMBE+2 Vocoder implementiert ist.
b) Die Common ID, eine 8bit-Zahl, muss (ähnlich wie bei CTCSS/DCS) im Falle des IC-F4029SDR an Sender und Empfänger den identischen Wert haben, damit die empfangene Sprache decodiert und wiedergegeben wird.
Diese Funktion lässt sich jedoch im Gegensatz zu den Pilottönen beim analogen Betrieb nicht ausschalten. Das bedeutet entweder haben Sender und Empfänger sich auf eine Common ID zwischen 1 und 254 geeinigt, oder der Empfänger hört zunächst nichts.
Nehmen wir nun an, der Lauscher hat ebenfalls ein IC-F4029SDR und möchte mithören.
Zerst muss er den verwendeten Kanal herausfinden, was sich nicht unbedingt als einfach herausstellt, da das S-Meter am IC-F4029SDR je nach Entfernung zwischen TX/RX auch noch ein paar Kanäle höher und tiefer ausschlägt. Also greift man zum Scanner und sucht das 4FSK-Gebrummel, es stellt sich jedoch das gleiche Problem. Damit diese Mehrdeutigkeit bei der Zuordnung der tatsächlich verwendeten Trägerfrequenz im Regelbetrieb zwischen zwei dPMR-Geräten keine Probleme bereitet, gibt es den so genannten Colour Code, eine 12bit-Zahl, die für jede Trägerfrequenz/Kanal eindeutig ist.
Angenommen der Betriebskanal ist gefunden, geht es auf die Suche nach der Common ID. Diese kann am IC-F4029SDR ähnlich wie CTCSS/DCS ausgewählt werden, es gibt jedoch im Gegensatz zu diesen beiden Verfahren keine Scanfunktion und man kann die Common ID auch nicht durch drücken der Monitortaste zeitweise umgehen. Durch die Zahlen im Auswahlmenü kann man zwar durch festhalten der Hoch-/Runtertaste schnell durchblättern, die aktuell angezeigte wird jedoch erst durch Verlassen des Auswahlmenüs übernommen. Man benötigt also zum Wechsel der Common ID mindestens drei Tastendrücke. Ob man die richtige erwischt hat, merkt man natürlich auch nur, während gerade jemand spricht. Go figure ...
Der Softwaredecoder DSD, der zumindest den nahen Verwandten dPMR aka NXDN aka iDAS (ETSI TS 102 658) decodiert, kann mit dPMR446 bisher nichts anfangen. Wenn jemand noch einen konkreten Hinweis auf einen anderen Decoder (Software wie Hardware) hat – her damit!
Weitere Funktionen, die man so vom Analogbetrieb nicht kennt:
Clear Down?
Wenn sich Sender und Empfänger im Standby befinden und dann die PTT gedrückt wird, wird zuerst ein "Call Request" übertragen, der die gerufenen Geräte aufweckt. In diesen beiden Frames wird auch noch eine ganze Reihe an anderen Informationen übertragen, die aber für die abgespeckte Implementierung der Norm im IC-F4029SDR nicht relevant sind, da sie überwiegend fix sind. Mit dem "Call Request" werden also vereinfacht betrachtet die gerufenen Geräte aufgeweckt und machen sich bereit, empfangene Sprache zu decodieren. Sobald sich einer der Empfänger bereit meldet, gibt der Sender einen Signalton und man kann lossprechen. Bei den folgenden Durchgängen ist die Zeit zwischen Drücken der PTT und dem "Laberpiep" um einiges kürzer, da ja alle schon wach sind. Ist das Gespräch beendet, kann einer der Teilnehmer mit der "Clear Down"-Taste den Anderen signalisieren, dass sie wieder Strom sparen dürfen. In den beteiligten Geräten erscheint dann kurzzeitig "Standby" im Display und sie legen sich wieder aufs Ohr. Beendet man das QSO nicht auf diese Weise, weil man z.B. ein Headset verwendet, das ja nur eine PTT und keine weiteren Knöpfe hat, so schlafen die Geräte nach einer Weile Funkstille von selbst wieder ein.
Break In?
Dadurch, dass man im Gegensatz zum gewohnten Analogbetrieb nach dem Drücken der PTT eine längere Zeit warten muss, bis man lossprechen kann, gestaltet es sich vom Timing her wesentlich schwieriger, wenn man in die Umschaltpause in einem QSO reinrufen möchte. Hierzu gibt es die "Break In"-Taste. Drückt man diese, während gerade Jemand anderes spricht, so sendet das eigene Gerät sofort nach dessen Durchgang ein kurzes Datenpaket und bei allen anderen aktiven geräten erscheint im Display "Break". Verfügen nun alle Teilnehmer über ausreichende Funkdisziplin, so warten sie kurz, bis der "Breakende" sich per Sprache reinmeldet.
In welchen Ländern darf man das IC-F4029SDR verwenden?
Hier gibt es eine Karte beim ECO, dem European Communication Office, das für derartige Koordinationen zwischen den europäischen TK-Regulierungsbehörden zuständig ist. Die entsprechende Empfehlung heisst ECC/DEC/(05)12.
73!
Schöne Detailfotos gibts bereits hier im Shop und die Bedienungsanleitung findet sich ebenfalls dort.
Was man dort aber nicht erkennt:
Wie groß ist das Gerät denn nun?
Klar, die Maße stehen überall, aber im Vergleich zu anderen Funkgeräten kann man sich das besser vorstellen.
Warum sind die PMR-Kanäle so komisch durcheinander programmiert?
Die Reihenfolge und CTCSS/DCS sind jedoch tatsächlich nicht beliebig gewählt:
Zone 1: ICOM-Standard wie IC-F25SR/F22SR
Zone 2: Kenwood-Standard wie TK-3201/3301, jedoch mit Fehler [1]
Zone 3: PMR446-Kanäle 1-8 der Reihe nach, mit ebenfalls der Reihe nach aufsteigenden PL-Tönen.
Zone 4: dPMR446-Kanäle 1-16 der Reihe nach mit "zufälligen" Common IDs
[1] Hier sind bei Kanal 15/16 die Frequenzen vertauscht, DPL ist aber unverändert, weshalb IC-F4029SDR <-> TK-3x01 auf diesen beiden Kanälen nicht funktioniert. Bei Kenwood sind die PMR446-Kanäle auf den Speicherplätzen 1-8 und 9-16 jeweils in der Reihenfolge 1-8-3-6-4-2-7-5 mit "zufälligen" PL/DPL abgelegt - dachte ICOM jedenfalls. Tatsächlich hatte das TK-3101 damals ab Werk nur 15 Speicherplätze, da auf Kanal 16 die Scanfunktion lag. Bei diesem Gerät galt zwar für Speicher 1-8 o.g. Reihenfolge, bei 9-15 fiel aber PMR446-Kanal 7 raus. Beim TK-3201/3301 wurde der Scan verworfen und die 7 hielt wieder Einzug, diesmal aber auf Speicher 16. Das hat der Codeplug-Praktikant bei ICOM verpennt. Trotzdem lieb gemeint, da man das 4029 so ohne größeren Stress in bestehende (unveränderte) Kenwood-Flotten integrieren kann.
Wie sieht es nun mit der „Abhörsicherheit“ aus?
Grundsätzlich gilt natürlich wie immer: Was nicht verschlüsselt ist, ist nicht abhörsicher.
Allerdings gibt es in diesem Falle zwei Faktoren, die das Mithören zumindest erschweren:
a) Außer dem IC-F4029SDR scheint es bisher kein Gerät zu geben, in dem die ETSI TS 102 490 mit AMBE+2 Vocoder implementiert ist.
b) Die Common ID, eine 8bit-Zahl, muss (ähnlich wie bei CTCSS/DCS) im Falle des IC-F4029SDR an Sender und Empfänger den identischen Wert haben, damit die empfangene Sprache decodiert und wiedergegeben wird.
Diese Funktion lässt sich jedoch im Gegensatz zu den Pilottönen beim analogen Betrieb nicht ausschalten. Das bedeutet entweder haben Sender und Empfänger sich auf eine Common ID zwischen 1 und 254 geeinigt, oder der Empfänger hört zunächst nichts.
Nehmen wir nun an, der Lauscher hat ebenfalls ein IC-F4029SDR und möchte mithören.
Zerst muss er den verwendeten Kanal herausfinden, was sich nicht unbedingt als einfach herausstellt, da das S-Meter am IC-F4029SDR je nach Entfernung zwischen TX/RX auch noch ein paar Kanäle höher und tiefer ausschlägt. Also greift man zum Scanner und sucht das 4FSK-Gebrummel, es stellt sich jedoch das gleiche Problem. Damit diese Mehrdeutigkeit bei der Zuordnung der tatsächlich verwendeten Trägerfrequenz im Regelbetrieb zwischen zwei dPMR-Geräten keine Probleme bereitet, gibt es den so genannten Colour Code, eine 12bit-Zahl, die für jede Trägerfrequenz/Kanal eindeutig ist.
Angenommen der Betriebskanal ist gefunden, geht es auf die Suche nach der Common ID. Diese kann am IC-F4029SDR ähnlich wie CTCSS/DCS ausgewählt werden, es gibt jedoch im Gegensatz zu diesen beiden Verfahren keine Scanfunktion und man kann die Common ID auch nicht durch drücken der Monitortaste zeitweise umgehen. Durch die Zahlen im Auswahlmenü kann man zwar durch festhalten der Hoch-/Runtertaste schnell durchblättern, die aktuell angezeigte wird jedoch erst durch Verlassen des Auswahlmenüs übernommen. Man benötigt also zum Wechsel der Common ID mindestens drei Tastendrücke. Ob man die richtige erwischt hat, merkt man natürlich auch nur, während gerade jemand spricht. Go figure ...
Der Softwaredecoder DSD, der zumindest den nahen Verwandten dPMR aka NXDN aka iDAS (ETSI TS 102 658) decodiert, kann mit dPMR446 bisher nichts anfangen. Wenn jemand noch einen konkreten Hinweis auf einen anderen Decoder (Software wie Hardware) hat – her damit!
Weitere Funktionen, die man so vom Analogbetrieb nicht kennt:
Clear Down?
Wenn sich Sender und Empfänger im Standby befinden und dann die PTT gedrückt wird, wird zuerst ein "Call Request" übertragen, der die gerufenen Geräte aufweckt. In diesen beiden Frames wird auch noch eine ganze Reihe an anderen Informationen übertragen, die aber für die abgespeckte Implementierung der Norm im IC-F4029SDR nicht relevant sind, da sie überwiegend fix sind. Mit dem "Call Request" werden also vereinfacht betrachtet die gerufenen Geräte aufgeweckt und machen sich bereit, empfangene Sprache zu decodieren. Sobald sich einer der Empfänger bereit meldet, gibt der Sender einen Signalton und man kann lossprechen. Bei den folgenden Durchgängen ist die Zeit zwischen Drücken der PTT und dem "Laberpiep" um einiges kürzer, da ja alle schon wach sind. Ist das Gespräch beendet, kann einer der Teilnehmer mit der "Clear Down"-Taste den Anderen signalisieren, dass sie wieder Strom sparen dürfen. In den beteiligten Geräten erscheint dann kurzzeitig "Standby" im Display und sie legen sich wieder aufs Ohr. Beendet man das QSO nicht auf diese Weise, weil man z.B. ein Headset verwendet, das ja nur eine PTT und keine weiteren Knöpfe hat, so schlafen die Geräte nach einer Weile Funkstille von selbst wieder ein.
Break In?
Dadurch, dass man im Gegensatz zum gewohnten Analogbetrieb nach dem Drücken der PTT eine längere Zeit warten muss, bis man lossprechen kann, gestaltet es sich vom Timing her wesentlich schwieriger, wenn man in die Umschaltpause in einem QSO reinrufen möchte. Hierzu gibt es die "Break In"-Taste. Drückt man diese, während gerade Jemand anderes spricht, so sendet das eigene Gerät sofort nach dessen Durchgang ein kurzes Datenpaket und bei allen anderen aktiven geräten erscheint im Display "Break". Verfügen nun alle Teilnehmer über ausreichende Funkdisziplin, so warten sie kurz, bis der "Breakende" sich per Sprache reinmeldet.
In welchen Ländern darf man das IC-F4029SDR verwenden?
Hier gibt es eine Karte beim ECO, dem European Communication Office, das für derartige Koordinationen zwischen den europäischen TK-Regulierungsbehörden zuständig ist. Die entsprechende Empfehlung heisst ECC/DEC/(05)12.
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